„Na dann erzählen Sie doch mal etwas über sich”: Teil II

In meinem vorherigen Blog-Beitrag hatte ich davon geschrieben, dass die Arbeitgeber-Aufforderung zur Vorstellung bzw. zur Selbstpräsentation zu den wichtigsten Kriterien für die Entscheidung des Arbeitgebers gehört. Schneiden Sie hier schlecht ab, wird es schwer, sich durchzusetzen.  Wenn die Präsentation an dieser Stelle nicht gut gelingt, merken Sie das selber als erstes, werden vielleicht unsicher und tragen diese Unsicherheit eventuell den Rest des Gespräches mit sich. Das ist nicht gut.

Daher sollten Sie Ihre Selbstpräsentation unbedingt trainieren. Nicht einmal, nicht fünfmal. Nein, trainieren Sie das solange, bis man Sie nachts um drei aus dem Schlaf rütteln kann, Ihnen in Ihre verschlafenen Ohren das Wort „Selbstpräsentation“ flüstert und Sie diese schlaftrunken und noch mit geschlossenen Augen, aber auf den Punkt genau vortragen können. Sie merken, worauf ich mit dieser kleinen Übertreibung hinaus will.

Jetzt zur Praxis. Ich gebe Ihnen hier, wie angekündigt, einige Leitlinien an die Hand. Benutzen Sie meine Hinweise aber bitte nur, wenn diese für Sie schlüssig und logisch sind. Wichtig: Es sollte ein „roter Faden“ und Ihre Motivation erkennbar sein. Hier nun die Leitlinien:

Dauer

Die Selbstpräsentation sollte ungefähr 90 Sekunden dauern. Trainieren Sie das mit Stoppuhr, Aufnahmegerät, Trainingspartner und/oder Spiegel. Denken Sie daran, dass die Konzentration von Zuhörern begrenzt ist, vor allem, wenn Sie beginnen sich in Details zu verlieren. Der Arbeitgeber sollte wahrnehmen, dass Sie in der Lage sind, Aufgabenstellungen knapp und präzise zu erledigen. Schweifen Sie aus und kommen vom Hölzchen aufs Stöckchen, lässt das den Schluss zu, dass Sie Ihre Arbeit genauso langatmig ausführen. Finden Sie also auch bei Zwischenfragen nach kurzer Antwort wieder schnell zurück zu Ihrer eigentlichen Aufgabenstellung. Ich kenne Recruiter*innen, die Zwischenfragen genau aus dem gerade genannten Grund stellen.

Einstieg

Zum Einstieg keinen Namen und kein Alter nennen. Der Arbeitgeber weiß, wer Sie sind. Beginnen Sie mit der Schullaufbahn nur, wenn Sie sich damit die erweiterte Chance für Ihren Werdegang geschaffen haben. Waren Sie auf der Hauptschule und haben die Fachoberschulreife nachgeholt, sagen Sie, dass Ihnen die Hauptschule nicht genug war. Waren Sie auf der Realschule und haben das Abitur nachgeholt oder die Fachhochschulreife, sagen Sie auch hier „es war mir nicht genug, ich wollte mehr erreichen“. Ebenso wenn Sie nach dem Bachelor noch den Master in einem etwas anderen Bereich nachgelegt haben.

Schildern Sie, dass Ihre Berufsausbildung (Ausbildung oder Studiengang), für Sie genau das Thema beinhaltete, für das sie sich bereits schon als Jugendlicher total interessiert haben. Beispiel: „Ich war schon als Junge von Technik begeistert und habe alle möglichen Geräte zusammengeschraubt. Da war es nur logisch, dass ich Maschinenbau studiert habe“. Aber Achtung! Wenn das nicht wirklich so war, besteht hierbei die Gefahr, dass Sie das nicht richtig rüberbringen und Ihre Authentizität verlieren. Dann lassen Sie dies besser weg.

Berufsstationen

Bitte die einzelnen Stationen des Berufslebens kurz halten (Sie erinnern sich, Sie haben nur 90 Sekunden Zeit). Wenn Sie Tätigkeiten nennen – was oft gar nicht sein muss – nennen Sie nur Tätigkeiten, die direkt mit der Stelle zu tun haben. Alles andere ist nicht zielgerichtet. Im übertragenden Sinne, hilft es nicht wirklich, wenn Sie davon berichten ein Top-Verteidiger zu sein, wenn der Arbeitgeber einen Stürmer sucht, der Tore schießen soll.

Beispiel: „Dann war ich bei Firma XY und habe dort als Projektleiter ein Team von 6 Personen geführt. Das war eine tolle Sache, das möchte ich wieder machen“. Das trifft den Punkt, wenn Sie sich z. B. auf eine Projektleitungsstelle mit Personalverantwortung bewerben, bei der Sie ein kleines Team führen sollen. Sie müssen das Projekt selber hier nicht detailliert beschreiben. Will das noch jemand genauer wissen, kann er Sie später fragen.

Kein Bezug zur Stelle

Oft gibt es Stationen im Werdegang (Ausbildung, Studium oder Berufe), die keinen Bezug zu der Stelle haben, auf die Sie sich bewerben. Schauen Sie, ob Sie diese weglassen können. Prüfen Sie, wie das wirkt und ob nicht eventuell zu große Sprünge in der Biografie entstehen. Können Sie Positionen aus einem gewissen Grund nicht weglassen, erklären Sie, dass Sie das „damals“ zwar bewusst gemacht haben, vieles dabei auch gut war und Sie einiges gelernt haben, aber dass es am Ende doch nicht maßgeblich für Ihre berufliche Zukunft war. Manchmal ist es tatsächlich so, dass einem die Dinge erst später bewusst werden. Klingt banal, ist aber so. Fragt der Arbeitgeber nach, können Sie das genauso sagen. „Ja, tatsächlich weiß man manchmal erst hinterher, was das Richtige ist“.

Wichtig: Kommen Sie nicht in die Position, sich rechtfertigen zu müssen und lassen Sie dieses Gefühl gar nicht erst aufkommen. Sie können sagen: „Wissen Sie das war damals so, aber heute schaue ich in die Zukunft“. Punkt. Gehen Sie nicht in eine direkte Diskussion. (Beispiel: Arbeitgeber: „Ja, aber damit hätten Sie doch noch das und das machen können.“ Dann sagen Sie: „Ja, hätte ich. Passte aber damals nicht“). Im besten Fall lächeln Sie freundlich bei Ihrer Antwort. Glauben Sie mir, wer diskutiert, verliert.

Häufige Stellenwechsel, Lücken oder Kündigungen

Weitere Unwohlfühl-Faktoren können häufige Stellenwechsel, Lücken oder Kündigungen im Lebenslauf sein. Auch hier gilt: Nicht rechtfertigen. Sie verlassen sonst Ihre Position, in der Sie sich auf Augenhöhe mit dem Arbeitgeber bewegen. Präparieren Sie sich im Vorfeld mit Formulierungen, die positiv klingen. Natürlich kann es sein, dass der Arbeitgeber nachfragt. Sie könnten sagen, (wenn es nicht zu häufig sein muss) „dass es nicht gepasst hat“. Oder „Sie damals noch nicht genau wussten, was richtig für Sie ist, heute schon“. Grundsätzlich gilt, „dass Sie in die Zukunft schauen und nicht zurück“. Und lächeln nicht vergessen.

Abschluss der Selbstpräsentation

Beenden Sie Ihre Selbstpräsentation auf gar keinen Fall mit Ihrer letzten Stelle, sondern enden Sie unbedingt mit der Gegenwart. Die Gegenwart ist genau jetzt dieser Moment. Sie führen gerade ein Vorstellunggespräch. Die Formulierung könnte sein: „Dann habe ich Ihre tolle Stellenanzeige gefunden, die genau die Tätigkeit beinhaltet, die ich ausüben kann und will und in der ich mich die nächsten Jahre sehe. Daher freue ich mich sehr über dieses Gespräch und sage nochmal Dankeschön für Ihre Einladung“. So oder so ähnlich. Wenn Sie sich damit wohlfühlen, hängen Sie nahtlos an: „Und bei der Gelegenheit wollte ich Sie fragen – nur so als Feedback für mich – was Ihnen an meinen Bewerbungsunterlagen so gut gefallen hat, dass Sie mich eingeladen haben?“ Im besten Fall erklärt Ihnen der Arbeitgeber somit zu Beginn des Vorstellungsgespräches, warum er sich für Sie entscheiden sollte.

Gibt es hierbei Unterschiede zwischen Präsenzgespräch und Videokonferenz? Nein. Für den Inhalt der Selbstpräsentation nicht. In meinem nächsten Blogbeitrag werde ich über die letzten drei Minuten des Vorstellungsgespräches schreiben. Sie wollen doch ganz am Ende auch noch einen sehr guten Eindruck hinterlassen, nicht wahr?

Über den Autor: Werner Dressler startete als Jobcoach bei der TERTIA in Bergheim und ist in gleicher Funktion seit Februar 2020 bei der TERTIA in Düsseldorf tätig. Sein Berufsleben ist geprägt durch Beratertätigkeiten in den Bereichen Vertrieb und im Marketing. Über zwölf Jahre war er als selbständiger Agenturleiter tätig. Im Talentcenter berät Herr Dressler Menschen bei Ihrer Berufs- und Karriereplanung. Seine Schwerpunkte: Bewerbungscoaching, Selbstpräsentation und Kommunikation.

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