Das Anschreiben: Teil II

Im letzten Blogbeitrag war die Rede von den verschiedenen Sinnabschnitten, in die ein Bewerbungsanschreiben typischerweise gegliedert ist. Diese werden wir uns nun der Reihe nach näher anschauen. Zur Erinnerung: Jeder dieser Abschnitte (die im Anschreiben auch Absätzen entsprechen) hat eine bestimmte Funktion und eine Art gedankliche Überschrift.

Bevor wir zu den Inhalten der einzelnen Abschnitte kommen, möchte ich etwas zum „persönlichen Schreibstil“ loswerden: Jede:r von uns hat eine bestimmte Art und Weise, wie er oder sie sich ausdrückt. Diese unverwechselbare Art macht uns aus und ist ein Teil unserer Identität, egal ob wir sprechen oder schreiben. Dabei drückt man sich in der Schriftsprache etwas formeller aus, vor allem, wenn man den/die Empfänger:in der Botschaft nicht kennt. Nichtsdestotrotz erkennt ein:e Leser:in einen typischen Stil, der mit unserer Persönlichkeit korrespondiert. Ein offener und lockerer Mensch mit viel Humor drückt sich anders aus als ein zurückhaltender, sehr korrekter und an ernsthaften Themen interessierter Mensch (nur um einmal zwei kontrastierende Stereotype zu nennen). Und das soll ja auch so sein, denn Erste:r ist zu etwas Anderem berufen als Letztere:r!

Auch die Position und die Branche, in der Sie sich bewerben, spielt eine Rolle: Zu einem Astrophysiker passt eine andere Sprache als zu einer Eventmanagerin; zu einer Sporttrainerin, die Menschen motivieren soll, etwas anderes als zu einem Buchhalter, der korrekte Zahlen liefern soll usw. All diese Dinge können, sollen und dürfen sich in Ihrem Schreibstil widerspiegeln.

Natürlich kann man noch sehr viel mehr über den Schreibstil sagen, über gutes und verständliches Deutsch, über die Wortwahl und auch über „schlechten“ Stil – das würde hier aber zu weit führen. Wichtig ist, dass Sie unverwechselbar sein dürfen, denn: Es geht nicht darum, es irgendwem recht zu machen, sondern darum, dass Sie sich möglichst authentisch einem zukünftigen Arbeitgeber zeigen.

Absatz 1: „Warum ich mich hier bewerbe – ich will Ihr Interesse wecken“

Wie also geschickt beginnen? Der erste Absatz sollte zum Weiterlesen anregen und bereits wichtige Informationen enthalten. Denken Sie dabei daran, dass bestimmte Informationen bereits bekannt sind, wenn man zu lesen beginnt: Da wäre vor allem die Tatsache, dass Sie sich bewerben und auf was (steht nämlich im Betreff). Das muss also nicht erwähnt werden. Der Satz „Hiermit bewerbe ich mich auf die ausgeschriebene Stelle als….“ ist völlig überflüssig. Nutzen Sie den Platz lieber für wichtigere Informationen. Dazu gehören:

  • Wie sind Sie auf die Stelle aufmerksam geworden?
  • Wie gefällt Ihnen das Unternehmen oder die Branche?
  • Warum wollen Sie bei diesem Arbeitgeber arbeiten?

Da viele Arbeitgeber auswerten, woher die Bewerber:innen von der Stelle wissen, macht es Sinn, hier zu erwähnen, wie Sie auf die Stelle aufmerksam geworden sind, vor allem bei Empfehlungen (es sei denn, diese Information findet sich schon im Betreff, was ich Ihnen in den meisten Fällen empfehlen würde). Von Vorteil kann es an dieser Stelle z. B. auch sein, wenn Sie sich hier auf ein zuvor geführtes Telefonat beziehen können. Beginnen Sie beispielsweise mit „Vielen Dank für das freundliche Telefonat vom Montag…“. Im Idealfall erinnert sich Ihr:e Gesprächspartner:in und hat schon einen Eindruck von Ihnen, der sich jetzt durch Ihr Anschreiben bestätigen soll.

Schreiben Sie, warum Sie das Unternehmen interessant finden, hier dürfen gerne auch persönliche Beweggründe hin, z. B. dass Sie von einem Produkt des Unternehmens begeistert sind, seine Politik der Nachhaltigkeit schätzen, sein internationales Ansehen usw. Das kann sich auch auf die Branche beziehen, z. B. suchen Sie sich einen Arbeitgeber aus dem sozialen Bereich, weil Sie gerne mit Menschen arbeiten usw.

Entscheidend für diesen Absatz ist, dass Sie vermitteln können, dass Sie und das Unternehmen gut zusammenpassen und Ihre Mitarbeit einen Gewinn für das Unternehmen bedeuten würde. Es sollte der Eindruck entstehen, dass Sie beide einen „guten Deal“ machen, wenn Sie zusammenfinden, also eine „Win-Win-Situation“ entstehen könnte.

Im nächsten Absatz des Anschreibens geht es um die fachliche Eignung. Wie thematisieren wir hier am besten unsere Qualifikationen und passende Berufserfahrung? Das wird Gegenstand des nächsten Blogbeitrags sein.

Über die Autorin: Karla Klose leitet die Düsseldorfer Niederlassung der TERTIA. Die Wirtschaftswissenschaftlerin mit über zwanzigjähriger Schulungs- und Coachingerfahrung setzt auf individuelles und fallbezogenes Bewerbungscoaching. Sich mit der eigenen „Be-Werbung“ wohlzufühlen und damit authentisch rüberzukommen, ist Ihrer Meinung nach eine wichtige Voraussetzung dafür, selbstbewusst und erfolgreich zu sein. Ihr Schwerpunktthema ist die Kommunikationspsychologie, die im Bereich der Selbstvermarktungsstrategien immer wieder wichtiges Anwendungswissen bietet.

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