Digitalisierung und die Veränderung der Arbeitswelt: Teil III

Im dritten Teil meines Blogbeitrages möchte ich gemeinsam mit Ihnen darüber nachdenken, was nach der Pandemie kommen kann. Auch hier können aus der Geschichte spannende Rückschlüsse gezogen werden, obwohl diesmal nach Corona alles auch ganz anders kommen kann.

3. Teil: Was kommt nach der Pandemie?

Können Pandemien positive Auswirkungen haben?

Geschätzte 25 Millionen Menschen in ganz Europa starben bei der größten Pandemie der Geschichte. Ab 1346 wütete, über Rattenflöhe verbreitet, der Schwarze Tod, die Pest. 1349 erließ der englische König mit dem “Ordinance of Labourers” das erste Arbeitsgesetz überhaupt. Durch die dramatische Todesrate fehlten in England wie auf dem gesamten Kontinent Arbeitskräfte, vor allem in der Landwirtschaft. Ernten wurden nicht mehr eingebracht, Felder nicht mehr bestellt und Kühe nicht mehr gemolken, die Not spitzte sich zu. Via Gesetz konnten Männer und Frauen bis 60 Jahre zum Arbeitsdienst zwangsverpflichtet werden. Auch für das Handwerk.

Geregelt wurde aber auch, dass alle denselben Lohn wie vor der Pest bekamen. Verweigerern drohte Gefängnis. So erzwang die Pest die ersten Arbeitsgesetze. In den Städten konnten sich schließlich sogar höhere Löhne durchsetzen. Die Zünfte ließen nun Mitglieder zu, die vorher keine Chancen gehabt hatten. Der Lebensstandard stieg. Nach der Pest folgte das goldene Zeitalter der Arbeit.

Auch die Cholera-Epidemie von 1830 löste eine globale Krise aus. Sie hatte ihren Ursprung in Indien, breitete sich über Handelswege nach Russland aus, von dort nach Mittel- und Westeuropa und in die USA. In den darauffolgenden 30 Jahren flackerte die Seuche in Europa immer wieder auf. In Deutschland starben eine halbe Million Menschen. Die Politik wurde zum Handeln gezwungen und sorgte für die ersten Kanalisationen und für die Trennung von Abwasser und Trinkwasser. Es wurde verordnet, dass keine Fäkalien mehr ins Erdreich sickern durften. Die Hygiene war entdeckt und hielt auch Einzug ins Arbeitsleben. In Preußen wurde das erste „Amt für Seuchenschutz“ eingerichtet.

Langfristig können Pandemien den Menschen also helfen sich anzupassen und Ihre Situation zu verbessern. Die Beispiele belegen dies, so zynisch es angesichts von Millionen Toten auch ist.

Corona stellt alles auf den Kopf

Nun ist Corona und es ist anders. Denn das gab es noch nie: Fast die gesamte Welt, bis auf ein paar Staaten, die die Gefahr verleugnen, lässt sich auf eine Rezession ein, um die Pandemie zu bekämpfen. Die Politik und die Gesellschaft stehen weiterhin vor der Wahl: Wirtschaftliche Schäden akzeptieren, um die Seuche einzudämmen oder viele Tote riskieren? Was die jetzige Pandemie von allen anderen unterscheidet ist, dass der größte Teil der Welt die negativen ökonomischen Konsequenzen akzeptiert, um den Kollaps der Gesundheitssysteme zu verhindern und Menschenleben zu retten. Mittlerweile erklärt sogar Donald Trump, dass es sinnvoll sei, eine Maske zu tragen.

Vor Corona im Februar 2020 lag die Zahl der Arbeitssuchenden in Deutschland bei rund 2.4 Millionen Menschen. Bis Juli ist diese Zahl auf etwa 2.9 Millionen Menschen gestiegen und die Rezession steht erst am Beginn. Bei der Kurzarbeit gibt es Anzeichen für eine Verbesserung der Lage, aber ich befürchte, wir sind noch lange nicht raus aus dem Schlamassel.

All dies geschieht in Zeiten, in denen die Arbeitswelt durch die Digitalisierung vor einer großen Umwälzung steht. Nicht wenige sagen vorher, dass in den nächsten 20 bis 30 Jahren durch den Einsatz von Robotern, Maschinen und künstlicher Intelligenz eine Vielzahl an Stellen wegfällt. Anders als bei vergangenen industriellen Revolutionen werden aber nicht so viele neue Arbeitsplätze in neuen Berufsbildern entstehen. Denn die Märkte der Welt zielen durch die Globalisierung eher auf Effizienz und Kostenreduktion, was ebenfalls Arbeitsplätze fordert.

Oder lässt sich die Digitalisierung aufhalten? Die Antwort: Corona sorgt für das Gegenteil und das ist für unsere Weiterentwicklung gut. Die ältere Generation entdeckt die digitalen Medien, um in Kontakt mit der Familie und der Außenwelt zu bleiben. Die Handwerkskammer Köln hat auf den Beratungsbedarf Ihrer Mitglieder reagiert und setzt verstärkt E-Learnings in Form von kostenlosen Webinaren ein. Die IHK-Stiftung für Ausbildungsreife und Fachkräftesicherung erweitert Ihr Angebot ebenfalls um kostenlose Webinare, um berufliche Integration zu fördern. Die Teilnehmer werden hier auf die Aufnahme einer (dualen) Ausbildung oder Arbeit vorbereitet (www.ihk-stiftung.koeln). Ein letztes Beispiel: Ämter forcieren die digitale Abwicklung in Bürgerangelegenheiten, so dass nicht mehr der halbe Tag verloren geht, wenn wir zukünftig den Personalausweis verlängern müssen.

Bedingungsloses Grundeinkommen

Nochmal gefragt: Lässt sich die Digitalisierung aufhalten? Wagen wir ein Experiment. Fragen wir in der Europäischen Union 1.000 Achtzehnjährige, worauf sie eher bereit sind zu verzichten. Ihr Smart-Phone oder ihr Wahlrecht? Was glauben Sie, wird die Mehrzahl antworten?

Nun, was wäre, wenn die Digitalisierung, mit ihren erst einmal erschreckenden Prognosen langfristig doch einen Menschheitstraum wahrwerden lässt? Ist es nicht ein Vorteil, wenn Berufsbilder, die durch monotone und ermüdende Tätigkeiten geprägt sind, für Menschen wegfallen, weil Roboter sie machen? Was wäre, wenn wir durch die Digitalisierung in einer Gesellschaft leben, in der viele Menschen arbeiten, aber nicht alle für Geld? Eine Gesellschaft, in der Menschen sich verwirklichen und sich nur mit Dingen beschäftigen, die sie wirklich interessieren und die Ihnen Spaß machen. Klingt doch super.

Was wäre, wenn mit Blick in die Zukunft nicht die Frage gestellt wird, wie werden wir leben, sondern wie wollen wir leben?

Der Begriff des „Bedingungslosen Grundeinkommens“ existiert bereits Jahrhunderte. Bitte verstehen Sie mich richtig. Ich schicke voraus, dass ich nicht weiß, wie ein solches Zukunftsprojekt überhaupt in die Umsetzung gebracht werden kann. Denn eines ist klar: Die erste Frage, die in Deutschland bei diesem Thema gestellt wird, ist: „Wieviel kostet das?“ Und eben nicht: „Was bringt uns das?“

Mein Wissen zur Finanzierung des „Bedingungslosen Grundeinkommens“, beschränkt sich auf einen Vortrag des bereits in dieser Serie erwähnten Philosophen Richard David Precht. Der erklärt, dass das Geld über eine Finanzaktionssteuer eingeholt werden kann. Es könne so jeder Deutsche im Monat 1.500 € erhalten (Kinder evtl. etwas weiniger), ohne dafür eine Gegenleistung erbringen zu müssen und ohne, dass der Staat sich neuverschuldet. Details zu erläutern sprengt hier den Rahmen.

Aber allein die psychologische Komponente hat Schlagkraft. Die finnische Regierung hat dieses Experiment in der Praxis an 2000 Menschen über zwei Jahre lang ausprobiert. Das Ergebnis: Die Beschäftigung wurde nicht forciert, aber den Teilnehmern, die vorher Arbeitslosengeld-Empfänger waren, ging es gesundheitlich besser, als vor der Studie. Würde das nicht schon irgendwie reichen?

Die Politik muss sich irgendwann mit diesem Thema beschäftigen. Aber können wir darauf warten? Nein, können wir nicht. Nutzen sie die Zeichen Coronas. Nutzen Sie E-Learning Angebote, bilden Sie sich fort. Gehen Sie den Weg der Digitalisierung mit. Es wird sich lohnen, wenn Sie sich darauf einlassen und nicht warten, bis andere für Sie handeln.

Über den Autor: Werner Dressler startete als Jobcoach bei der TERTIA in Bergheim und ist in gleicher Funktion seit Februar 2020 bei der TERTIA in Düsseldorf tätig. Sein Berufsleben ist geprägt durch Beratertätigkeiten in den Bereichen Vertrieb und im Marketing. Über zwölf Jahre war er als selbständiger Agenturleiter tätig. Im Talentcenter berät Herr Dressler Menschen bei Ihrer Berufs- und Karriereplanung. Seine Schwerpunkte: Bewerbungscoaching, Selbstpräsentation und Kommunikation.

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