Die Gehaltsverhandlung: Teil III

Geschafft – Sie haben eine Einladung zum Bewerbungsgespräch erhalten. Nun geht es an die Vorbereitung und wie Sie wissen, ist es sinnvoll, wichtige Fragen vorausschauend vorzubereiten. Eine Frage, die von den meisten Bewerbern gefürchtet wird, ist die Frage nach dem Gehaltswunsch: „Was wollen Sie verdienen?“

Die Frage nach dem Geld

Diese Frage taucht je nach Bewerbungsprozess am Ende des ersten Interviews auf oder in einem weiteren Bewerbungsgespräch. Die ungefähre Höhe des Arbeitsentgelts ist meistens (aber nicht immer) schon geklärt, bevor Sie in das Gespräch gehen, denn Sie wurden vermutlich aufgefordert mit der schriftlichen Bewerbung einen Gehaltswunsch anzugeben (siehe Blogbeitrag vom 09.10.2020).

Diese Gehaltsangabe steckt aber in der Regel nur den groben Rahmen ab – Details müssen noch geklärt werden. Haben Sie z. B. das gewünschte Jahresgehalt angegeben, kommt die Frage auf, ob es sich dabei um 12 oder 13 Monatsgehälter handeln soll. Das geht aus den meisten Stellenanzeigen nicht hervor und nur einige Arbeitgeber zahlen z. B. noch Weihnachts- oder Urlaubsgeld. Auch bei der Angabe von Stunden- oder Monatslöhnen können Sie sagen, ob Sie erwarten, einen solchen „Jahresbonus“ zu bekommen, vielleicht, weil Ihr alter Arbeitgeber das gezahlt hat und Sie bei Ihrer Finanzplanung damit rechnen.

Diese konkreten Vertragsverhandlungen kommen meist erst zum Tragen, wenn Sie mindestens in der näheren Auswahl sind. Dann sind viele Einzelheiten zu klären: Angefangen von der Anzahl der Urlaubstage über ein mögliches Jobticket oder einen eventuellen Arbeitsbekleidungszuschuss bis hin zu freiwilligen sozialen Leistungen des Arbeitgebers.

Wichtig ist, dass das, was Sie anbieten und das, was der Arbeitgeber anbietet, im Ergebnis zu einem „reellen Deal“ wird. Beide Seiten müssen zufrieden sein, sonst ist das Arbeitsverhältnis von vornherein belastet (und oft auch instabil). Die Grafik veranschaulicht das – erst wenn ein zumindest ungefähres Gleichgewicht erreicht ist, kommt man zusammen:

Der Mix macht’s

Ich empfehle sehr, dass man sich im Vorfeld umfangreiche Gedanken darüber macht, was einem selbst wichtig ist. Neben dem reinen Arbeitsentgelt sind ja auch andere Faktoren von Bedeutung: Wie lange ist die Anfahrt? Ich hatte mal einen Kollegen, der dadurch, dass er in eine andere Niederlassung versetzt wurde 100€ netto mehr im Monat auf dem Konto hatte. Allein aufgrund der Tatsache, dass er eine andere Fahrkarte kaufen konnte, bei der nicht zwei Verkehrsverbünde betroffen waren.

Hat der Arbeitgeber ein gutes Image, mit dem ich mich identifizieren kann? Ist mir ein hervorragendes Image eines Arbeitgebers möglicherweise wert, ein geringeres Gehalt in Kauf zu nehmen, weil dieser Job meiner weiteren Karriere förderlich ist? Ist der Arbeitsplatz sicher? Bietet mir dieser Arbeitgeber die Möglichkeit, Beruf und Familie zu vereinbaren? Für viele Arbeitnehmer ist zudem ein gutes Betriebsklima wichtig oder ob es eine Kantine gibt oder, oder, oder…. Und: Menschen entscheiden sich zunehmend für Berufe, der nicht unbedingt sehr lukrativ, aber dafür sinnstiftend sind.

Also: Insgesamt ist es der richtige Mix, der womöglich ein niedrigeres Gehalt bei Arbeitgeber A attraktiver macht als ein höheres bei Arbeitgeber B, einfach weil das Gesamtpaket stimmt. Viele dieser Faktoren erfahren Sie aber erst im Bewerbungsgespräch selbst. Sind Sie darauf vorbereitet, können Sie gut reagieren…

Mit Unerwartetem umgehen

Manche Arbeitgeber laden vielversprechende Kandidaten auch ein, wenn das angegebene Gehalt etwas zu hoch ist und versuchen dann, dieses im Gespräch noch einmal zu drücken. Seien Sie auch auf eine solche Situation vorbereitet! Es gibt verschiedene Möglichkeiten, damit umzugehen, z. B. nach einem Ausgleich (siehe oben) zu fragen, sich Bedenkzeit auszubitten oder der Überlegung Raum zu geben, ein niedrigeres Gehalt für die Probezeit zu akzeptieren, wenn danach eine Erhöhung erfolgt. Wenn Sie hier unsicher sind, nutzen Sie das Gespräch mit Ihrem Coach um sich darüber klar zu werden.

Last but not least: Selbstbewusstsein!

Psychologen nehmen schon länger an, dass man Menschen mit einem großen Selbstbewusstsein auch mehr Kompetenzen zuschreibt. Eigentlich logisch: Wenn ich mich selbstbewusst gebe, trauen mir andere mehr zu: Sie unterstellen unbewusst, dass ich es mir selbst zutraue – und wenn ich mir etwas zutraue, dann kann ich es offenbar auch. Dabei muss das gar nicht immer stimmen. Sicher kennen auch Sie Menschen der Marke „große Klappe und nichts dahinter“.

Trotzdem ist es so, dass selbstbewusste Menschen beruflich erst einmal im Vorteil sind. Ob sie (wider Erwarten) inkompetent sind, stellt sich ja schließlich erst später heraus! Im Bewerbungsgespräch können Sie diesen Effekt zu Ihrem eigenen Vorteil nutzen, indem Sie sich selbstbewusst zeigen und damit signalisieren, dass Sie das Gehalt, das Sie fordern, auch tatsächlich wert sind. Wenn Sie sich mit Ihren Stärken und dem Arbeitsmarkt beschäftigt haben, sollte das für Sie ohnehin selbstverständlich sein. Erfahrene Personaler haben ein feines Gefühl für so etwas – Arroganz, übertriebene Selbstdarstellung und Angeberei zahlen sich in der Regel nicht aus. Finden Sie für sich das richtige Maß an Selbstbewusstsein und geben sich authentisch – so haben Sie die besten Chancen!

Zum Thema „Selbstvertrauen“ emfpehle ich Ihnen übrigens auch den Blogbeitrag vom 23.11.2020.

Aufschreiben hilft bei der Vorbereitung

Zu guter Letzt noch ein altmodischer Tipp: „Wer schreibt, der bleibt.“ So hieß es früher. Und da ist tatsächlich etwas dran. Handschriftliche Notizen, Übersichten oder Tabellen sind nützlich und halten ihre Überlegungen fest. Durch den Vorgang des Schreibens verbindet sich Ihr Gedächtnis außerdem besser mit den Inhalten. Es ist erwiesen, dass man niedergeschriebene Fakten besser erinnert als etwas, was man mal eben gelesen oder durchgescrollt hat. Sie kennen vielleicht die Situation, wenn man einen Einkaufszettel geschrieben hat und ihn dann aber zuhause vergessen hat. Im Supermarkt erinnert man sich dann magischerweise trotzdem daran, was darauf gestanden hat…

Also schreiben Sie – und ausgerüstet mit Ihren schriftlich festgehaltenen Gedanken, Zahlen und Fragen haben Sie eine gute Ausgangsposition für die Gehaltsverhandlung.

Über die Autorin: Karla Klose leitet die Düsseldorfer Niederlassung der TERTIA. Die Wirtschaftswissenschaftlerin mit über zwanzigjähriger Schulungs- und Coachingerfahrung setzt auf individuelles und fallbezogenes Bewerbungscoaching. Sich mit der eigenen „Be-Werbung“ wohlzufühlen und damit authentisch rüberzukommen, ist Ihrer Meinung nach eine wichtige Voraussetzung dafür, selbstbewusst und erfolgreich zu sein. Ihr Schwerpunktthema ist die Kommunikationspsychologie, die im Bereich der Selbstvermarktungsstrategien immer wieder wichtiges Anwendungswissen bietet.

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