Vom Umgang mit guten Tipps oder: Warum Authentizität sich auszahlt

„Der Weltraum – unendliche Weiten…“ Wissen Sie noch? Die etwas Älteren unter uns und natürlich alle Trekkies erinnern sich bestimmt: Captain Kirks Blick durch das Cockpitfenster seines Raumschiffs auf Abermillionen von Sternen – ein unendlicher Raum mit ungeahnten Möglichkeiten!

Heute schauen wir täglich in ein anderes unermesslich großes Universum – und zwar durch unseren Computerbildschirm, ins Internet. Und wie die Besatzung der Enterprise nicht nur friedliche Weltraumbewohner findet, sondern ab und zu auch kriegerische Klingonen, so tummeln sich im Internet nicht nur seriöse Informationen. Das wird gerade in der aktuellen „Corona-Krise“ deutlich.

Aber bereits vorher gab es da in puncto „Bewerbung“ so einiges, was den seriösen Coach mitunter erschauern ließ: Auf jeden Fall schreiben, man sei „kommunikativ und teamorientiert“? Auf dem Bewerbungsfoto immer eine Krawatte tragen? Immer vor dem Bewerben anrufen? Statt des einen Jahres Arbeitssuche lieber schreiben, man hätte eine Weltreise gemacht? Piercings unbedingt vorm Fototermin rausnehmen? Dies sind nur ein paar Beispiele…

Für sich gesehen können das hin und wieder ganz gute Tipps sein. Erheben sie aber absoluten Geltungsanspruch werden sie gefährlich, denn: Sie verunsichern! Was ist, wenn ich nie Krawatte trage? Trotzdem eine kaufen fürs Bewerbungsfoto? Das Piercing fürs Foto rausnehmen, dann aber im Bewerbungsgespräch tragen? Oder auch fürs Bewerbungsgespräch darauf verzichten? Und was tue ich dann, wenn ich eingestellt wurde? Von der angeblichen Weltreise mal ganz zu schweigen…

Natürlich ist das Internet toll, ein wunderbarer Fundus und irgendwie auch ein sehr demokratisches Medium, keine Frage. Aber vertrauen Sie bei allen Recherchen immer auf sich selbst und hinterfragen Sie auch gutgemeinte Ratschläge. Übrigens kommen die ja auch nicht nur aus dem Internet…

Nicht jeder Tipp passt zu jedem und die Ausgangssituationen sind unterschiedlich – ob Berufsstarter, alter Hase oder Wiedereinsteiger: Meist lassen sich die Situationen nicht vergleichen. Chemiebranche oder Handel? Sozialer Beruf oder Computerfreak? Teilzeit oder Vollzeit? Arbeit in Hamburg oder Düsseldorf? Jede Situation ist individuell und muss als solche betrachtet werden. Deshalb Vorsicht vor Verallgemeinerungen und sogenannten „Patentrezepten“.

Seien wir uns darüber klar – die Situation der Arbeitssuche ist ohnehin schon verunsichernd: Wann werde ich wieder Arbeit finden und wo? Manchmal dauert es auch etwas länger, die Unsicherheit steigt. In dieser Situation brauchen wir alle Selbstvertrauen und Sicherheit. Und der Vorrat daran ist nicht bei allen Menschen unbegrenzt.

Für den Arbeitgeber ist die Suche nach geeigneten Mitarbeitern genauso von Unsicherheiten geprägt: Finden wir bald den richtigen Mitarbeiter? Wie wählen wir aus den eingehenden Bewerbungen aus? Hält der Kandidat, was die Bewerbungsunterlagen versprechen?

In komplexen Gesellschaften wie der unseren kommt es ganz entscheidend darauf an, dass Bewerber und Arbeitgeber zusammen passen. Je besser diese „Passform“ ist (man spricht daher auch von „Fitting“), desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass Ihre Bewerbung erfolgreich und auch Ihr späteres Arbeitsverhältnis stabil sein wird. Aus Sicht des Arbeitgebers ist daher ein Bewerbungsverfahren wie die Suche nach dem passenden Teilchen im (kleinen oder großen) Puzzle.

Und daher hier an dieser Stelle mein Tipp – den Sie bitte unbedingt hinterfragen: Erleichtern Sie dem Arbeitgeber diese Suche, indem Sie sich möglichst klar, offen und so-wie-Sie-sind bewerben. Seien Sie authentisch! Je mehr Ihre schriftlichen Unterlagen Ihnen entsprechen, desto wahrscheinlicher ist es, dass Sie beim „richtigen“ Arbeitgeber eingeladen werden. Und es ist auch wahrscheinlicher, dass es dann später tatsächlich klappt, weil Sie im Bewerbungsgespräch „wiedererkannt“ werden.

Aber Vorsicht: Eine authentische Bewerbung zu verfassen heißt nicht, grundehrlich jede kleine Schwäche sofort auf den Tisch zu legen! Auf Kosmetik müssen Sie nicht verzichten, das tut der Arbeitgeber ja auch nicht, wenn er seine Stelle ausschreibt. Und natürlich spielt auch das Verhältnis von Angebot und Nachfrage in der jeweiligen Branche eine Rolle (aber dazu mehr in einem späteren Beitrag).

So wie der Weltraum faszinierend und angsteinflößend zugleich ist, so ist die Bewerbungssituation gleichzeitig voller Chancen und Risiken, ermöglicht Perspektiven und setzt Grenzen. Um sich authentisch zu bewerben brauchen Sie einen guten Gesprächspartner. Vielleicht haben Sie einen solchen (oder sogar mehrere). Wenn nicht, ist ein erfahrener Coach, der Ihre individuelle Situation gemeinsam mit Ihnen durchgeht, dabei Ihre Entscheidungen respektiert und Sie so fit macht für die Reise ins Ungewisse eine gute Alternative. Und das auch dann, wenn Sie nicht auf einem intergalaktischen Raumschiff anheuern.

Über die Autorin: Karla Klose leitet die Düsseldorfer Niederlassung der TERTIA. Die Wirtschaftswissenschaftlerin mit über zwanzigjähriger Schulungs- und Coachingerfahrung setzt auf individuelles und fallbezogenes Bewerbungscoaching. Sich mit der eigenen „Be-Werbung“ wohlzufühlen und damit authentisch rüberzukommen, ist Ihrer Meinung nach eine wichtige Voraussetzung dafür, selbstbewusst und erfolgreich zu sein. Ihr Schwerpunktthema ist die Kommunikationspsychologie, die im Bereich der Selbstvermarktungsstrategien immer wieder wichtiges Anwendungswissen bietet.

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