Digitalisierung und die Veränderung der Arbeitswelt: Teil II

Ein Blick in die Geschichte kann hilfreich sein, um aktuelle Situationen und zukünftige Entwicklungen einzuschätzen. In meiner Beitragsreihe zur Digitalisierung der Arbeitswelt, möchte ich heute gemeinsam mit Ihnen diesen Blick wagen.

2. Teil – Im Wandel der Zeit

Marketing und die Generationen

Marketingverantwortliche teilen Kunden gern in Generationen ein. Sie definieren eine große Gruppe von Menschen, die als Altersgruppe in der Gesellschaft sowie aufgrund einer gemeinsamen Prägung durch historische oder kulturelle Erfahrungen eine zeitbezogene Ähnlichkeit haben. So kommt es, dass ich zur Generation der “Baby-Boomer” gehöre. Die Zeitspanne der Baby-Boomer (ca. 1950 bis 1964) zeichnet sich per Definition durch starken wirtschaftlichen Aufschwung mit hohen Wachstumsraten aus. Es ist die Generation mit den höchsten Geburtenzahlen (bis zum sogenannten „Pillenknick“ ab 1964). In ihre Zeit fallen die Friedens- und die Umweltbewegung. Wirtschaftlich waren nur wenige Krisen (Ölkrise) zu bewältigen.

Wäre ich ein Jahr später geboren, wäre ich Teil der “Generation X” (1965 – 1980), die unter anderem durch großen technischen Fortschritt geprägt wurde. Um nicht zu verwirren – das Internet spielt hier noch keine Rolle. Ich gehöre als Baby-Boomer nicht zu denen, die die digitale Technik mit der Muttermilch aufgesogen haben. Die Technik, mit der ich aufgewachsen bin, hieß Festnetztelefon (mit Wählscheibe), Fernseher (noch in S/W) und etwas später Walkman. Der wurde mit Musikkassetten bestückt, die oft genug einen Bandsalat produzierten (die jüngeren LeserInnen, mögen an dieser Stelle googeln, wenn sie mit dem Begriff „Bandsalat“ nichts anfangen können – Wikipedia hält tatsächlich eine Erklärung bereit).

Die “Generation Z” wiederum, ab 1997 Geborene, auch “Digital Natives” genannt, sind diejenigen, die mit Internet und mobilen Geräten aufgewachsen sind. Entsprechende Vorteile im Umgang mit digitaler Technik darf man voraussetzen. Aber ist diese Generation deswegen für die Veränderungen der Zukunft psychisch und fachlich gerüstet?

Industrie 1.0 bis 4.0

Der Erfindung der Dampfmaschine im 18. Jahrhundert folgte die Industrialisierung durch maschinelle Massenproduktion. Arbeit fand nicht mehr nur auf dem Acker oder im Handwerk statt, sondern verlagerte sich in die Fabriken.

Die Einführung der Elektrizität als Antriebskraft zum Ende des 19. Jahrhunderts war der Startschuss für die zweite industrielle Revolution. Mit den ersten Automobilen ab dem frühen 20. Jahrhundert wurde die Arbeit in den Produktionshallen stetig weiter automatisiert. Die Fabrikhallen produzierten per Fließband Motoren in Rekordzeit und den Menschen wurde weitere Arbeit abgenommen. Ebenso wurde die Herstellung von Kleidung, Rohstoffen und Lebensmitteln automatisiert betrieben. Der Verkehr entwickelte sich weiter, indem erstmals über Kontinente hinweg transportiert wurde. Die Luftfahrt nahm ihren Betrieb auf und die Weltmeere wurden per Schiff überquert.

Ab den 1970er Jahren startete die dritte Industrielle Revolution. Hier stand die weitere Automatisierung durch Elektronik und IT im Fokus. Nach den großen Rechenmaschinen begründete nun der Personal-Computer für Büro und Haushalt einen neuen Industriezweig. Spätestens in dieser Zeit entwickelte sich die Bedarfsdeckungsgesellschaft zur Bedarfsweckungsgesellschaft. Die Werbung lässt grüßen.

Nach „drei“ kommt „vier“. Arbeitssoziologisch befinden wir uns in der vierten Industriellen Revolution. Vereinfacht lässt sich sagen, wir leben in der Zeit der Digitalisierung früherer analoger Techniken und der Integration künstlicher Intelligenz in den Alltag und in die Arbeitswelt. Die Politik kreierte dafür den Begriff Industrie 4.0.

Was verändert sich 2020 mit Corona?

In diese Zeit der Digitalisierung, die unser Leben und unsere Arbeit in den nächsten Jahrzehnten weiter elementar verändern wird, schlägt Corona ein wie der Blitz in die Scheune. Es ist gut möglich, dass beginnend mit 2020 eine neue Generation benannt werden muss. Nennen wie sie die „Generation C“.

Es könnte sich dabei um Menschen handeln, bei denen als Baby und Kleinkind die ersten Grundimmunisierungen und die später folgenden Mehrfachimpfungen (Tetanus, Kinderlähmung etc.) um die Impfung gegen Corona aufgestockt werden. Ein Thema mit genug Sprengstoff, um eine Nation zu spalten, sollte die Impfung gesetzlich auferlegt werden. Oder es könnte sich dabei um Menschen handeln, die es immer gewohnt sein werden, in der Öffentlichkeit eine Maske zu tragen – ein trauriges Szenario, wie ich finde. Es könnten Menschen sein, bei denen die Kommunikation im Berufsleben nur noch über Online-Videokonferenzen und Webinare stattfindet. Unabhängig davon, ob sie zuhause im Home-Office sitzen oder im Büro. Die möglichen Szenarien sind vielfältig.

Bereits vor acht Jahren habe ich mir für meinen Laptop privat eine Kamera zugelegt, um mit meiner damaligen Freundin über das Internet zu skypen, mit dem Vorteil sie nun auch sehen zu können, als sie sich auf einer längeren Schiffsreise befand. Aber hat sich diese Art von Technik und Kommunikation in der Arbeitswelt bei den Firmen auf dieser Welt bis heute durchgesetzt? In meiner Arbeitswelt seitdem nicht. Nicht in der Breite. Nicht in Deutschland. Noch im vergangenen Jahr habe ich in einem Radiointerview mit einem Firmeninhaber aus der Eifel gehört, dass sein Unternehmen ab mittags nicht mehr in der Lage sei, größere Dateien über das Internet zu versenden, weil Schüler dann aus dem Unterricht kämen und das Datenvolumen für das Surfen im Netz für sich beanspruchten. Das sagt einiges.

In letzter Zeit, angetrieben durch Corona, kommunizieren wir über Plattformen wie Zoom, Blizz oder Edudip. Die amerikanische Firma Zoom Video Communications, ein Softwareunternehmen mit Sitz im kalifornischen San José, erhöhte während der Pandemie ihre Nutzerzahl von 10 Millionen im Dezember 2019 auf über 200 Millionen monatliche Nutzer im März 2020. Dadurch stieg auch der Wert der Aktie des Unternehmens auf mehr als 40 Milliarden US-Dollar und hatte im April 2020 einen größeren Börsenwert erzielt, als die fünf größten Fluggesellschaften dieser Welt zusammen.

Firmen wie Google, Amazon oder Twitter nutzen die Zeit von Corona dazu, interne Abläufe umzugestalten und einen Großteil der Mitarbeiter bis mindestens Ende 2020 im Home-Office zu lassen. Funktioniert dies gut, wird das nicht mehr zurückgedreht.

In Deutschland kommt die Digitalisierung jetzt erst richtig an. Und damit meine ich nicht den Kühlschrank, der eigenständig feststellt, dass die Milch leer ist und automatisch eine Bestellung an den Supermarkt sendet, der dann wiederum automatisch am nächsten Morgen zwei Liter Milch anliefert. Ich meine Arbeitsplätze.

Können wir uns darauf verlassen, dass die Politik die richtigen und mutigen Entscheidungen trifft? Es ist nicht populär und birgt ein gewisses Risiko als Politiker unangenehme Themen auf die Agenda zu setzen. Die Lösung für Sie selbst besteht jedenfalls sicher nicht darin, darauf zu warten, dass aktuell vieldiskutierte Themen wie ein „Bedingungsloses Grundeinkommen“ seitens der Politik auf den Weg gebracht werden.

Was Sie aber selbst tun können: Verschließen sie nicht die Augen vor neuer Technik, nur weil man sie anfangs nicht versteht oder sie vielleicht keinen Spaß macht. Befassen Sie sich mit digitalen Technologien, probieren Sie Neues aus. Haben Sie den Mut, den Weg mitzugehen. Die Geschichte zeigt – es gibt nur die eine Richtung.

Über den Autor: Werner Dressler startete als Jobcoach bei der TERTIA in Bergheim und ist in gleicher Funktion seit Februar 2020 bei der TERTIA in Düsseldorf tätig. Sein Berufsleben ist geprägt durch Beratertätigkeiten in den Bereichen Vertrieb und im Marketing. Über zwölf Jahre war er als selbständiger Agenturleiter tätig. Im Talentcenter berät Herr Dressler Menschen bei Ihrer Berufs- und Karriereplanung. Seine Schwerpunkte: Bewerbungscoaching, Selbstpräsentation und Kommunikation.

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