Das neue Jahr hat begonnen und viele von uns setzen in dieses Jahr große Hoffnung auf eine Verbesserung. Dabei ist jetzt schon klar, dass mindestens der Jahresauftakt noch sehr schwierig werden wird. In diesem Zusammenhang möchte ich heute auf das Thema Selbstverantwortung eingehen, eine Tugend, die uns vor Entmutigung schützt und handeln lässt.
In meinem letzten Blogbeitrag habe ich mich mit dem Thema Selbstvertrauen auseinandergesetzt. Selbstvertrauen steht in engem Zusammenhang mit Selbstverantwortung und genau hier möchte ich heute anknüpfen.
Selbstverantwortung – vom Opfer zum Macher
Sie planen am Wochenende ein schönes Grillfest, laden Leute ein. Der Wetterbericht sagt Sonnenschein voraus und dann kommt es anders. Regen und Gewitter. Anderes Beispiel: Sie haben es besonders eilig auf dem Weg zum Flughafen und vor Ihnen auf der Autobahn tuckert jemand mit 85 km/h auf der linken Spur, träumt glückselig vor sich hin und lässt sie nicht vorbei. Lust auf ein weiteres Beispiel? Sie werden im Job mit merkwürdigen Entscheidungen der Vorgesetzten konfrontiert, verstehen dadurch die Welt nicht mehr und fühlen sich angegriffen oder nicht genug wertgeschätzt.
Bei diesen Beispielen ist es sicher möglich und sogar verständlich, wenn Sie anfangen zu schimpfen, kräftig loszupoltern und zu meckern. Beliebt ist es auch, sich mit Gleichbetroffenen zusammenzufinden und gemeinsam zu fluchen, sich zu beschweren und den Situationen oder den Menschen Namen zu geben, die nicht der feinen englischen Art entsprechen. Vielleicht ist dieses Handeln verständlich, aber ist es auch klug?
Nicht erfüllte Erwartungen
Bei dem ersten Beispiel spricht man schnell von „Scheißwetter“, welches einem das Alibi dafür gibt, den Wetterbericht und seine Herausgeber zu verfluchen. Und natürlich kann ich für den Moment enttäuscht sein, wenn mein Grillfest kurzfristig abgesagt werden muss. Aber begebe ich mich damit nicht in die Opferrolle? Sollte ich mich nicht besser davor hüten – schlimmstenfalls dauerhaft – ein Meckerer zu werden. Die Zeiten sind schlecht genug, als dass wir Menschen nicht Gründe genug dafür hätten, permanent Klagetöne anzustimmen. Also Vorsicht, da rutscht man schnell rein. Mit der Opferrolle bewegen wir uns langfristig am Rande einer Demotivations- und Depressionsstrategie. Tatsächlich ist es nur Wasser, was vom Himmel fällt, auch wenn das etwas profan klingt.
Schauen wir einmal genauer hin. Was passiert bei den oben genannten Beispielen wirklich? Erleide ich tatsächlich Ungerechtigkeiten und Gemeinheiten von da draußen oder werden in Wirklichkeit nur meine Erwartungen an eine Situation oder an eine andere Person nicht erfüllt? Betrachten wir die Umgangsweise mit der einzelnen Situation einmal differenziert.
Sobald ich beginne, der Wettervorhersage, dem tuckernden Autofahrer und den Chefs eine Schuld oder gar unschöne Namen zu geben, begebe ich mich in diese Opferrolle und erlebe das Leben als Zumutung. Aus dieser selbst erschaffenden Opferrolle gilt es unbedingt auszusteigen, da ich sonst die Verantwortung für mein Erleben und Tun nicht übernehme und es nicht schaffe, die notwendigen Veränderungen einzuleiten.
Probleme und Krisen selbstverantwortlich angehen
Am besten schaue ich mir einmal den Prozess der Weiterentwicklung meiner Selbstverantwortung an. Hierbei ist es strategisch von Vorteil, wenn ich von außen herangetragene Probleme und Krisen mit meinen Erwartungen und meinen Zielen in Verbindung bringe. Was sind eigentlich Probleme und Krisen? Der in dieser Reihe bereits zitierte Verhaltenstherapeut und Personaltrainer Jens Corssen definiert die beiden Zustände folgendermaßen: „Ein Problem ist eine Situation, die ungünstig für meine Erwartungen in Hinblick auf mein Ziel ist.“ Was ist für ihn eine Krise? „Eine Krise ist eine Situation, die längere Zeit ungünstig für meine Erwartungen im Hinblick auf mein Ziel ist.“ Phänomenale Definitionen, wie ich finde.
Wo liegt hier der kleine, feine Unterschied? Wenn ich „Problem“ und „Krise“ denke, komme ich in die Opferhaltung, fühle mich bedroht, gerate in Ohnmacht und komme nur schwerfällig in die Aktivität. Bleiben wir in der Krise hängen, geben wir uns unterbewusst das Alibi, nichts tun zu können und verharren in unserem Loch. Dies löst kein innovatives Verhalten aus. Wenn ich aber „ungünstige Situation“, oder „längerfristige ungünstige Situation“ denke, gebe ich mir automatisch die Aufgabenstellung, darüber nachzudenken, was „günstiger“ ist und suche aktiv nach Lösungen.
Handlungsanweisungen als Einstieg in den Prozess
Kann ich es trainieren, mich nicht von Ärger und Frustration leiten zu lassen, sondern in meiner Selbstverantwortung bei mir selber und damit souverän zu bleiben? Die Antwort ist an dieser Stelle wieder ein klares „Ja“. Bei uns im Talentcenter werden Sie über die Wahl der richtigen Elemente in ihrem Weiterentwicklungsprozess gefördert und das Coaching im Einzelgespräch oder in der Gruppe liefert Ihnen dazu den Wegweiser.
Hier, in der Kürze der Zeit, bleibt mir nur die Möglichkeit, Ihnen drei mächtige Leitsätze von Jens Corssen zu nennen, die man sich genauer anschauen sollte.
1) „Was ist, ist und wie ich es beurteile, bestimmt mein Erleben und Verhalten“.
Dieser Satz bezieht sich auf eine selbstverantwortliche Betrachtungsweise der Beispiele von oben, die uns als Macher beschreibt und nicht als Opfer.
In engem Zusammenhang zum letzten Blog-Thema „Selbstvertrauen“ stehen die Sätze 2 und 3.
2) „Was bleibt mir anderes übrig, als alles zu geben und abzuwarten, was am Ende rauskommt?“
Hier haben wir einen klaren Bezug zum „inneren Spiel“ des vorherigen Beitrags.
3) „Wo ich bin, will ich sein und was ich tue, tue ich immer mit ganzem Herzen“.
Dieser Satz findet besonders gute Anwendung im Berufsleben.
Lebe und handele ich nach diesen Direktiven, gerate ich wohl kaum in die Falle, ein Opfer zu werden, also in Ohnmacht zu fallen (ohne Macht zu sein) und mich zu beschweren (im wahrsten Sinne des Wortes „Gewicht aufzuladen“). Lebe und handele ich also nach diesen Sätzen, erhalte ich mir die Chance des aktiven Handelns. Wenn Ihnen wieder einmal danach ist, alles zu verdammen und Sie eine extrem große Unlust am Tun verspüren, erinnern Sie sich einfach an diese Zeilen.
Aber bitte verstehen Sie mich jetzt nicht falsch. Natürlich erledigt sich dieser Einsichtswandel nicht durch das Schnippen eines Fingers bzw. das Lesen eines Satzes. Wir reden hier, wie bereits angedeutet, über einen längeren Prozess, der Geduld, Achtsamkeit und Training erfordert und der seine Zeit braucht. Aber es handelt sich um einen Prozess, den es anzustoßen lohnt.
Die aktuelle Pandemie ist eine Krise und es ist umso wichtiger, sich nicht den Schneid abkaufen zu lassen. Dinge laufen auch zukünftig schief und entsprechen nicht Ihren Erwartungen. Schützen Sie sich und probieren Sie, diesen Prozess zu starten. Vielleicht mit dem nächsten kalten Januarregen, in den Sie unvorhergesehen hineingeraten.
Behalten Sie die (Selbst-)Verantwortung für Ihr Denken und Handeln in den eigenen Händen. Das klingt doch nach einer schönen Mission für 2021. Finden Sie nicht? In diesem Sinne wünsche ich Ihnen alles Gute für das neue Jahr!
Literaturtipp: Jens Corssen: „Der Selbstentwickler©: Das Corssen-Seminar

Über den Autor: Werner Dressler startete als Jobcoach bei der TERTIA in Bergheim und ist in gleicher Funktion seit Februar 2020 bei der TERTIA in Düsseldorf tätig. Sein Berufsleben ist geprägt durch Beratertätigkeiten in den Bereichen Vertrieb und im Marketing. Über zwölf Jahre war er als selbständiger Agenturleiter tätig. Im Talentcenter berät Herr Dressler Menschen bei Ihrer Berufs- und Karriereplanung. Seine Schwerpunkte: Bewerbungscoaching, Selbstpräsentation und Kommunikation.