Nachdem Sie im ersten Absatz dargestellt haben, warum Sie sich bewerben und dem Arbeitgeber im zweiten Absatz mit ihren fachlichen Fähigkeiten gezeigt haben, dass Sie für den Job geeignet sind, geht es im dritten Absatz darum, Ihrer Persönlichkeit ein wenig mehr Farbe zu verleihen: Beschreiben Sie Ihre persönlichen Fähigkeiten, die sogenannten Soft-Skills.
Absatz 3: „Das macht mich aus – ich bin persönlich geeignet“
Man könnte sich fragen, warum Soft-Skills für einen potenziellen Arbeitgeber überhaupt von Interesse sind. Reicht es nicht aus, dass man ausgebildet wurde und das kann, was man machen soll? Schließlich gehören zu der guten und richtigen Ausführung einer Arbeit auch bestimmte persönliche Fähigkeiten (und manchmal sogar Talente und Begabungen), die es uns erst ermöglichen, den Beruf tatsächlich erfolgreich auszuüben. Und in der Regel haben sich die meisten Menschen schon aufgrund ihrer Persönlichkeit und Neigung für einen bestimmten Beruf entschieden: Man wird ja nicht Rettungssanitäter:in, wenn man kein Blut sehen kann und man entscheidet sich nicht für einen Beruf im Controlling, wenn man in Mathe eine „5“ hatte und einem analytisch-logisches Denken fremd ist. Kann also der Arbeitgeber daher nicht einfach davon ausgehen, dass man die erforderlichen persönlichen Fähigkeiten für den gewählten Beruf besitzt?
Zwar ist dieser Gedanke grundsätzlich nicht abwegig, allerdings muss uns bewusst sein, dass in unserer differenzierten und hochkomplexen Arbeitswelt mehr Faktoren eine Rolle spielen als die Eignung für den Beruf an sich. Versetzen Sie sich daher bitte in die Lage des Arbeitgebers und fragen sich:
• Passt der Bewerber in das vorhandene Team?
• Kann sich die Bewerberin mit unseren Strukturen wohlfühlen?
• Wie entwicklungsfähig und motiviert ist der Bewerber?
• Trägt die Bewerberin unsere Unternehmensphilosophie mit?
• Hat der Bewerber die richtige Einstellung zum Umgang mit unseren Kundinnen und Kunden?
Und auch das „Feintuning“ kann von großer Bedeutung sein: Wir gehen natürlich davon aus, dass Vertriebsmitarbeiter:innen offen und kontaktfreudig sein sollten. Aber je nach Produkt und Klientel müssen Vertriebler:innen vielleicht seriös und erfahren sein. Oder locker und flockig?! Vielleicht aber auch eher überzeugungsstark und aggressiv.
Welche meiner persönlichen Eigenschaften sind relevant?
Auch wenn wir also in unserem Anschreiben bereitwillig auf unsere persönlichen Fähigkeiten eingehen, sind nicht alle Eigenschaften, die uns „als Mensch“ ausmachen, hier wichtig. Es geht um Eigenschaften, die beruflich relevant sind. Sie sollten immer zwischen berufsrelevanten persönlichen Fähigkeiten und allen anderen Eigenschaften, die „privat“ sind, unterscheiden.
Welche Eigenschaften dann im Einzelfall als positiv bewertet werden, ist abhängig von der Stelle selbst. Es gibt keine per se guten oder schlechten Eigenschaften. Selbst so vielgerühmte Eigenschaften wie „Flexibilität“ oder „Teamfähigkeit“ sind jobabhängig. In der Regel gilt übrigens: Je mehr man mit Menschen arbeitet und je stärker dienstleistungs¬orientiert der Beruf ist, desto wichtiger sind die persönlichen Eigenschaften bzw. desto mehr Raum nehmen sie im Stellenprofil ein. Folgendes Beispiel verdeutlicht das:
In einer Stellenanzeige, in der ein „Persönlicher Referent des Oberbürgermeisters (m/w/d)“ gesucht wird, finden wir z. B. die Anforderungen:
• Schnelle Auffassungsgabe, Organisationsfähigkeit, Engagement und Belastbarkeit sowie zeitliche Flexibilität
• Gute kommunikative Kompetenz, sicheres und freundliches Auftreten, Loyalität und Teamgeist
In einer anderen Anzeige, hier wird ein Ingenieur (m/w/d) gesucht, steht lediglich:
• zuverlässige und gewissenhafte Arbeitsweise und dabei immer im Team an einem Strang ziehen
Je wichtiger die „Hard Skills“, also die erlernten und erarbeiteten Kenntnisse und Fähigkeiten sind und je wichtiger Zertifikate, Diplome oder sonstige „Scheine“ sind (das ist meist in technischen und reglementierten Berufen wie z. B. in der Medizin und im Rechtswesen der Fall), desto weniger wichtig sind tendenziell die Soft Skills.
Genauso wie in den anderen Absätzen, gehen Sie daher am besten auf das ein, was in der Anzeige gefordert ist. Nun tun sich – getreu dem Motto „Eigenlob stinkt!“ – viele Menschen etwas schwer damit, sich selbst positiv zu beschreiben.
Wie also vorgehen?
Natürlich ist es bei bestimmten Eigenschaften durchaus üblich und passend schlicht zu schreiben: „Ich bin….“. Sie bewerben sich als Controller:in und verfügen über ein gutes analytisches Denkvermögen? Seien Sie selbstbewusst und schreiben Sie das genauso hin: „Ich verfüge über ein gutes analytisches und logisches Denkvermögen.“ Schließlich können Sie das später unter Beweis stellen.
Bei bestimmten anderen Eigenschaften ist das aber schwieriger: Wie finden Sie: „Ich bin ein sehr empathischer und einfühlsamer Mensch.“? Ich meine: Kann man auch machen, aber: Einfühlungsvermögen ist doch eher etwas, was Andere wahrnehmen, oder nicht? Auch „Ich bin ein toller Teamplayer.“ Geht natürlich grundsätzlich. Kann aber jeder behaupten.
Ich möchte ihnen daher drei Techniken vorstellen, wie Sie die „Ich-Aussage“ umgehen können:
- Eine Meinung über eine Eigenschaft äußern
Indem Sie eine Haltung oder eine Meinung zu einer Eigenschaft ausdrücken, zeigen Sie indirekt, dass Sie diese besitzen. Beispiel:„Sehr gerne arbeite ich im Team.“ oder „Die Zusammenarbeit in einem konstruktiv arbeitenden Team schätze ich sehr.“ So bringen Sie nicht nur zum Ausdruck, dass Sie teamfähig sind, Sie formulieren indirekt auch die Erwartung, dass dieses Team konstruktiv arbeiten möge (und dass Sie selbst konstruktiv arbeiten). - Eigene Erfahrungen formulieren
Indem Sie Erfahrungen berichten, zeigen Sie nicht nur, dass Sie die erwähnte Eigenschaft besitzen, sondern sogar, dass es Ihnen in der Vergangenheit geglückt ist, diese einzubringen. Beispiel: „Bei meinem letzten Projekt forderte uns alle die interdisziplinäre Zusammenarbeit sehr. Unser gesamtes Team ist damals daran gewachsen und ich konnte wertvolle Erfahrungen mitnehmen.“ - Meinungen anderer über sich formulieren
Das geht schon ein bisschen in Richtung „Referenzen“ – aber warum nicht einmal Andere für sich sprechen lassen? Beispiel: „Meine Kundinnen und Kunden haben mir immer wieder eine hohe Aufmerksamkeit in der Beratung und ein großes Einfühlungsvermögen bestätigt.“
Das alles sind natürlich nur Beispiele und Anregungen. Sprechen Sie mit Ihrem Coach darüber, was für Sie am besten passt und womit Sie sich am wohlsten fühlen. Und stehen Sie zu sich, dieses Mal getreu dem Motto „Eigenlob stimmt!“. Gerade die persönlichen Eigenschaften machen Sie zu etwas Besonderem und sind vielleicht der entscheidende Faktor für eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch.

Über die Autorin: Karla Klose leitet die Düsseldorfer Niederlassung der TERTIA. Die Wirtschaftswissenschaftlerin mit über zwanzigjähriger Schulungs- und Coachingerfahrung setzt auf individuelles und fallbezogenes Bewerbungscoaching. Sich mit der eigenen „Be-Werbung“ wohlzufühlen und damit authentisch rüberzukommen, ist Ihrer Meinung nach eine wichtige Voraussetzung dafür, selbstbewusst und erfolgreich zu sein. Ihr Schwerpunktthema ist die Kommunikationspsychologie, die im Bereich der Selbstvermarktungsstrategien immer wieder wichtiges Anwendungswissen bietet.